Die Wundertätige Medaille  
  Der Widerspruch und die
vier Bedingungen des Erzbischofs
 

Viele Ereignisse sollten noch geschehen, bis er die Schwester ernst nahm. Obwohl er nicht als leichtgläubig oder wundersüchtig gelten wollte, entschied er sich doch für einen Besuch beim Erzbischof von Paris, um ihn über den himmlischen Auftrag zu unterrichten.

Als sich Pater Aladel dort vorstellte, war der Erzbischof so zerstreut, dass er zunächst nicht auf dessen Anliegen einging, denn er hatte kurz zuvor einen kranken erzbischöflichen Mitbruder besucht, den er in einem bedauernswerten Zustand vorgefunden hatte. Da er von diesem Besuch noch ganz aufgewühlt war, erzählte er Pater Aladel sein Erlebnis.

Sein Mitbruder und Freund war vom katholischen Glauben abgefallen, moralisch und menschlich ganz tief gesunken. Er hatte ihn unglaublich verwahrlost in einer Dachkammer gefunden, konnte ihm aber nicht helfen, weil er sich nicht helfen lassen wollte. Der Kranke begann sogar zu toben, daher musste der Erzbischof das Elendsquartier schnell verlassen. Die gottlosen "Freunde" bewachten ihn so gut, dass kein Priester Zutritt erhielt, um ihn zu bekehren.

Als der Erzbischof sich alles von der Seele geredet hatte, fragte er Pater Aladel nach seinem Anliegen. Dieser erklärte ihm nun, dass einer einfachen Ordensfrau in der Rue du Bac die Mutter Gottes erschienen sei und ihr den Auftrag gegeben habe, eine Medaille prägen zu lassen. Sie habe versprochen, allen, die sie mit Andacht und Glauben tragen, besondere Gnaden von Gott zu erbitten.


 

"Exzellenz, kann man so etwas glauben? Was soll ich tun?"
Die verblüffende Antwort: Die Gottesmutter muss es uns beweisen!

Wenn der abgefallene Erzbischof sich bekehrt, will ich an die Übernatürlichkeit der Offenbarung glauben und die Medaille prägen lassen. Aber sie muss gleich vier Wunder auf einmal bewirken:

1. Der Kranke muss noch leben!

2. Ich muss ihn wiederfinden, denn sie werden ihn besser verstecken!

3. Ich muss zu ihm hereingelassen werden!

4. Er muss seine Haltung von Grund auf ändern: Er muss bereuen, beichten und sich völlig bekehren, bevor er stirbt!

Wenn die Madonna das alles fertigbringt, verbreite ich die gewünschte Medaille in meiner Erzdiözese.



Von einem Goldschmied ließ er sofort ein Muster anfertigen, das er bereits einige Tage später erhielt. Zur gleichen Zeit wurde ihm mitgeteilt, dass sein Sorgenkind noch lebe und wo es sich befand.

Sofort machte er sich mit der Medaille auf den Weg und fand ein Bündel Elend vor. Höhnisch und energisch wurde der Besucher von dem Kranken abgewiesen. Schweren Herzens machte er sich auf den Heimweg. In seiner Kapelle flehte er zu Gott um die Bekehrung des abgefallenen Erzbischofs. Während des Gebetes kam ein Bote des Kranken, der um seinen Besuch bat.

Der Erzbischof eilte zu seinem Mitbruder, wortlos legte er ihm die Medaille auf die Brust. Da begann der arme Mensch bitter zu weinen. Der Schwerkranke bekannte alle Sünden seines schrecklichen Lebens in einer demütigen Beichte. Als der Erzbischof ihm die Lossprechung erteilte, wurde er von tiefem Frieden erfüllt. Andächtig empfing er die Krankensalbung und die heilige Kommunion und starb noch in der gleichen Nacht.

Nun war der Erzbischof überzeugt, dass es sich um einen göttlichen Auftrag handelte und sagte: "Ich will nicht bei der Erfüllung der Botschaften der Jungfrau Maria im Wege stehen, ich finde hierin nichts, was dem Glauben widersprechen könnte. Ich empfehle, die Medaille unverzüglich prägen zu lassen, und ich möchte der erste sein, der sie verehrt."

Vater Aladel bekam die ersten geprägten Medaillen am 30. Juni 1832 und übergab eine davon Schwester Katharina. Ganz glücklich rief sie: "Jetzt muss man sie verbreiten, damit der Fluss der versprochenen Gnaden der Mutter Gottes voll strömen kann."

Kurze Zeit danach bekam Vater Aladel täglich Nachrichten über wunderbare Genesungen und Hilfen in hoffnungslosen Situationen, da damals die Cholera wütete. Viele Nachrichten betrafen auch die Bekehrung zum Glauben, zum Beispiel die Konversion des Juden Alfons Ratisbonne.

Das Produktionsregister der Firma Vechette in Paris verzeichnete in den ersten zehn Jahren seit der Offenbarung 18 Millionen Kupfer- und 2 Millionen Gold und Silbermedaillen. Das gläubige Volk nannte sie "die Wunderbare Medaille der Jungfrau Maria".

1834 schrieb Vater Aladel eine Belehrung und ein Handbuch über die Wunderbare Medaille, welches später auch der bedeutende christliche Intellektuelle sel. Frederik Ozanam rezensierte.


  Entnommen dem Buch "Wunderbar ... Eine Medaille erobert die Welt" von Karl Maria Harrer;  erschienen im Miriam-Verlag, 2001.


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