Die Wundertätige Medaille  
  Erscheinungen von 1830  
  

Die Vorbereitungen

Die Erscheinung vom 18. zum 19. Juli 1830

Der Bericht über die Unterredung

Die Erscheinung am 27. November 1830

Die Medaille

Die Medaille wendet sich

Folgezeit

Marienkinder

 

Die Vorbereitungen

Der Himmel kommt auf die Erde herab. Von Juli bis Dezember 1830 bekommt die junge Novizin der Barmherzigen Schwestern, Sr. Katharina Laboure, dreimal die außerordentliche Gunst der Unterredung mit der seligen Jungfrau Maria, doch zuvor gab es noch einige vorbereitende Ereignisse:

Schon bevor sie in die Gemeinschaft eingetreten ist, hat sie Erlebnisse mit dem hl. Vinzenz gehabt. Sie macht einen Krankenbesuch, dabei sieht sie den hl. Vinzenz und er sagt zu ihr: "Meine Tochter, es ist gut, die Kranken zu besuchen! Du fliehst heute vor mir, aber eines Tages wirst du erfreut sein, zu mir zu kommen; Gott hat Großes mit dir vor, vergiss es nicht."

Am 21. April 1830 wird sie in Paris in das Noviziat der Barmherzigen Schwestern aufgenommen und kommt in das Mutterhaus in der Rue du Bac. Zu Fuß fünf bis zehn Minuten davon entfernt, werden alle Vorbereitungen getroffen für die feierliche Übertragung der  Reliquien des hl. Vinzenz von Paul von der Kathedrale Notre-Dame in das Mutterhaus der Lazaristen in der Rue de Sevres. 

Im Rahmen einer Novene zur Übertragung der Reliquien des hl. Vinzenz zeigt ihr der Heilige in der Kapelle der Schwestern über einem kleinen Reliquienschrein des Heiligen sein Herz in vier verschiedenen Farben. Lassen wir sie berichten:

"Es war dies an drei aufeinander folgenden Tagen das Herz des hl. Vinzenz in drei verschiedenen Farben. Im Wesentlichen war es immer die gleiche Erscheinung, nur die Farben des Herzens waren verschieden. Das erste Mal erschien sein Herz weiß wie Fleisch, als Zeichen des Friedens und der Ruhe, der Unschuld und Eintracht. - Das zweite Mal sah ich es rot wie Feuer, zum Zeichen der Liebe, die in den Herzen brennen soll; und es schien mir, dass sich die Gemeinschaft erneuern und bis an die Grenzen der Welt ausbreiten solle. - Das dritte Mal sah ich das Herz dunkelrot, fast schwarz,  dabei wurde mein Herz von großer Trauer erfüllt, die ich nicht zu bannen vermochte. Zugleich sagte mir eine innere Stimme: das Herz des hl. Vinzenz ist betrübt wegen der großen Unglücksfälle, die über das Land hereinbrechen werden. 

Am letzten Tag der Novene sah die hl. Katharina das Herz des hl. Vinzenz nochmals, und zwar in hellroter Farbe und eine innere Stimme sagte ihr: Das Herz des hl. Vinzenz ist etwas getröstet, weil er von Gott durch die Fürbitte Mariens erreicht hat, dass ... Gott sich ... bedienen wolle, den Glauben wieder neu zu beleben."

Die hl. Katharina berichtet uns auch: "Ich sah unseren Herrn im Allerheiligsten Sakrament während meiner gesamten Seminarzeit, außer ich begann zu zweifeln. Wenn ich nachgrübelte und alles für Täuschung halten wollte, sah ich das nächste Mal nichts mehr."

Sie erzählt uns weiters: "Am 6. Juni, dem Dreifaltigkeitsfest, erschien mir Christus wie ein König, mit einem Kreuz auf der Brust; es war während der heiligen Messe. Beim Evangelium kam es mir vor, als ob das Kreuz sich zu den Füßen des Herrn herabsenkte; es schien, als ob aller Schmuck von unserem Herrn weiche und zu Boden falle. Da hatte ich gar düstere und traurige Gedanken ...“

Schwester Katharina sprach über all diese Erscheinungen nur mit ihrem Beichtvater, Herrn Aladel von den Lazaristen.

 

 

Die Erscheinung vom 18. zum 19. Juli 1830

Am 18. Juli 1830, dem Vorabend des Festes des hl. Vinzenz von Paul (früher wurde sein Fest am 19. Juli gefeiert), welchen sie über alles liebte und dessen Herz sie überfließend von Liebe gesehen hatte, betet die hl. Katharina zu Vinzenz, dass er ihr den Wunsch, die seligste Jungfrau zu sehen, gewähren wolle. Sie berichtet: „Um halb zwölf Uhr nachts hörte ich meinen Namen rufen. Ich erwachte ... und erblickte einen weißgekleideten Knaben am Fuß des Bettes. Er bat mich aufzustehen, und sagte zu mir: „Komm in die Kapelle, die seligste Jungfrau erwartet dich!“ . . . Ich kleidete mich eiligst an und war bald bereit, dem Knaben zu folgen . . .

Auf dem Gang waren Lichter angezündet, die Türen öffneten sich von selbst, . . . die Kapelle war erleuchtet wie zur Mitternachtsmette. Die seligste Jungfrau sah ich noch nicht.

Der Knabe führte mich zum Hochaltar, neben den Stuhl des Direktors; dort kniete ich nieder, während der Knabe die ganze Zeit stand. Da mir die Zeit lang wurde, blickte ich umher, ob nicht die Schwestern von der Nachtwache kommen würden.

Endlich ist die Stunde gekommen. Der Knabe sagte: „Da ist die seligste Jungfrau“, gleichzeitig hörte ich ein Geräusch wie das Rauschen eines Seidenkleides, welches von der Galerie oder dem Bild des heiligen Josef herzukommen schien. Die seligste Jungfrau ließ sich nieder auf dem Stuhl des Direktors. Ich schaute zuerst zweifelnd, ob ich wirklich die seligste Jungfrau vor mir hätte, worauf der Knabe gleich wiederholte: „Da ist die seligste Jungfrau!“

Es ist unmöglich auszudrücken, was in diesen Augenblicken in mir vorging; es war mir als sähe ich nicht wirklich die seligste Jungfrau. Da sprach mein kleiner Führer, der meine Gedanken las, nun in eindringlichem Ton zu mir, nicht mehr wie ein Kind, sondern mit der Kraft und Autorität eines Mannes. Nun warf ich mich sofort der seligsten Jungfrau zu Füßen und legte meine Hände auf ihren Schoß.

Da verkostete ich die glücklichsten Augenblicke meines Lebens; Ich bin nicht imstande zu sagen, was ich alles fühlte. Sie gab mir Weisungen, wie ich mich meinem Seelenführer gegenüber verhalten und in meinen Prüfungen benehmen soll und was ich nicht mitteilen darf. Maria wies dann mit der linken Hand auf die (im franz. meint es: diese) Stufen des Altares und forderte mich auf, hierher zu kommen und mein Herz auszuschütten; hier würde ich allen Trost finden, den ich nötig hätte. Dadurch ermutigt, fragte ich die seligste Jungfrau um die Bedeutung alles dessen, was ich gesehen hatte und sie erklärte mir alles.

Wie lange ich so bei ihr blieb, weiß ich nicht. Aber auf einmal sah ich sie nicht mehr ... Ich erhob mich, ganz erfüllt von dem was ich gesehen und gehört, und als ich mich umwandte, erblickte ich den Knaben ... Ich glaube, es war mein Schutzengel, der mir sichtbar erschienen war, um mir die seligste Jungfrau zu zeigen. Ich hatte ihn tatsächlich wiederholt inständig um diese Gnade gebeten ... Zu meinem Bett zurückgekehrt, hörte ich bald zwei Uhr schlagen, konnte aber nicht mehr einschlafen."

Soweit der Bericht über die Erscheinung. 

 

Der Bericht über die Unterredung

Mein Kind, der liebe Gott will dich mit einer großen Sendung betrauen. Du wirst viel zu leiden haben, aber du wirst alles überwinden in dem Gedanken, dass es zur Ehre Gottes gereiche. Du wirst erkennen, was von Gott kommt, und du wirst in Unruhe sein, bis du es deinem Seelenführer mitgeteilt hast. Man wird dir widersprechen, aber die Gnade wird mit dir sein, fürchte nichts. Offenbare es mit Vertrauen und Einfalt; habe Vertrauen, fürchte dich nicht. Du wirst gewisse Dinge sehen, über die du Rechenschaft geben sollst. Du wirst in deinen Gebeten Einsprechungen haben.

Die Zeiten sind sehr böse. Es werden viele Drangsale über Frankreich hereinbrechen; der Thron wird gestürzt werden, die ganze Welt wird von Unglück jeder Art betroffen werden. (Die seligste Jungfrau schien sehr bekümmert, als sie dies sagte). Kommt zu den Stufen des (fr.: dieses) Altares; da werden Gnaden über alle ausgegossen werden, die mit Vertrauen darum bitten; sie werden groß und klein gespendet werden.

Mein Kind, ich will meine Gnaden ganz besonders über ... ausgießen ...

Wenn die Regeltreue wieder hergestellt ist, wird sich eine Genossenschaft mit der eurigen vereinigen. Es ist dies zwar nicht Brauch, aber ich liebe sie ... sage, dass man sie aufnehmen möge, Gott wird sie segnen und sie werden einen tiefen Frieden genießen. Die Genossenschaft wird groß werden.

Aber es wird schwere Unglücksfälle geben. Die Gefahr wird groß sein; doch fürchte nichts! Der liebe Gott und der hl. Vinzenz werden die Genossenschaft beschützen. ...

 

Geschichte: 

  * Am 27. November erhält sie den großen Auftrag bezüglich der Medaille.

  * Acht Tage nach der Erscheinung im Juli kam es zur Pariser Julirevolution, welche die Abdankung des Königs zur Folge hatte, während der die beiden Mutterhäuser himmlischen Schutz genossen.

  * Auch wenn die hl. Katharina in den folgenden Jahren nur mehr selten in diese  Kapelle kommen wird, wandert ihr Herz oft dorthin zurück, um da gleichsam alles der Muttergottes zu übergeben.

  * Einige Jahre nach den Erscheinungen (1849) schlossen sich aus Nordamerika die „Schwestern der Barmherzigkeit vom hl. Josef “, gegründet von der hl. Elisabeth Anna Bayley Seton, an die Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul an.

  * Selbst in Österreich ereignete sich ein ähnliches Zeichen, da sich die Barmherzigen Schwestern von Salzburg, die von München aus gegründet wurden und nicht zu Paris gehörten, an Paris anschlossen.

 

Die Erscheinung vom 27. November 1830

Am 27. November 1830, dem Vorabend zum ersten Adventsonntag, bei der Betrachtung vernahm Katharina das Geräusch, das sie schon einmal gehört hatte, das Rauschen eines Seidenkleides. Danach sah sie folgende Bilder:

Virgo Potens  Maria mit den Strahlen

Maria erscheint auf einer Halbkugel stehend, dabei mit einem Fuß auf eine Schlange tretend. In ihren Händen hält sie eine kleine goldene Kugel, von einem Kreuz überragt. Die Kugel bedeutet die Welt, Frankreich und besonders jeden einzelnen Menschen, den sie Gott darbringt. Ihre Augen sind wie flehend zum Himmel gerichtet. Die Finger der seligsten Jungfrau beginnen sich bald mit Ringen, die mit wunderschönen Edelsteinen besetzt sind, zu bedecken. Von diesen Edelsteinen gehen Strahlen aus und ergießen sich nach allen Seiten, sodass die ganze Gestalt der seligen Jungfrau wie von Licht umflutet ist.

Danach entschwindet die kleine Kugel ihrer Händen, sie lässt die Hände sinken und öffnet sie in Richtung Halbkugel zu ihren Füssen. Dabei blickt sie huldvoll zu ihrer kleinen Botin. 

 

Die Medaille

Gleichzeitig gibt sie ihr zu verstehen: Die Kugel zu ihren Füssen bedeutet die Welt, und die Strahlen, die aus ihren Händen fallen, sind ein Sinnbild der Gnaden, die sie ihr zuwendet. In diesem Augenblick nimmt die Erscheinung die Form eines ovalen Bildes an: in der Mitte die lichtvolle Gestalt der seligen Jungfrau mit den gesenkten, strahlenspendenden Händen; am Rande erscheint von der rechten Hand über das Haupt zur linken Hand führend in Goldbuchstaben das Gebet: 

O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir zu dir unsere Zuflucht nehmen! Dann vernimmt Katharina die Worte: „Lass nach diesem Muster eine Medaille prägen. Wer sie trägt, wird große Gnaden empfangen und die Gnaden werden überfließend sein für jene, die sie mit Vertrauen tragen.“  

Von einigen Edelsteinen gehen keine Strahlen aus. Da hört die Heilige: „Diese Edelsteine, welche keine Strahlen aussenden, versinnbildlichen jene Gnaden, welche man von Maria zu erbitten versäumt."

 

Die Medaille wendet sich

Die Schwester sieht die Rückseite der Medaille: den Buchstaben M von einem Kreuz überragt, das auf einem Querbalken ruht; darunter sieht man die beiden heiligsten Herzen Jesu und Mariens, das erste von einer Dornenkrone umwunden und das zweite von einem Schwert durchbohrt. Danach vernimmt sie die Worte: „Das M und die beiden Herzen sagen genug.“

Die zwölf Sterne wurden in der Aufzeichnung nicht erwähnt, aber Katharina dürfte dies mündlich angegeben haben, denn von Anbeginn sind sie auf der Medaille vorhanden.

 

Folgezeit

Im Dezember 1830 während der Betrachtung hört Katharina das gleiche Geräusch wieder, diesmal über dem Altar. Das gleiche Bild wie auf der Medaille, doch jetzt über dem Tabernakel. Es war die gleiche Erscheinung, mit dem gleichen Auftrag wie am 27. November. Diesmal fügte die seligste Jungfrau  hinzu: „Meine Tochter, von jetzt an wirst du mich nicht mehr sehen, aber während des Gebetes wirst du meine Stimme hören!“

Katharina teilt die Bitte der seligsten Jungfrau ihrem Beichtvater Herrn Aladel mit. Er war noch nicht empfänglich für die Botschaft der seligsten Jungfrau und verbot ihr daran zu denken. Sie war zutiefst getroffen.

Am 30. Jänner 1831 beendet Katharina ihr Noviziat und bekommt das Kleid der Barmherzigen Schwestern. Am 5. Februar verlässt sie die Rue du Bac Nr. 140  und kommt in das Altenheim von Enghien, welches von der Familie der Orleans gegründet wurde und im Armenviertel im Osten von Paris liegt. Hier dient sie den Armen 46 Jahre lang unbekannt und in Schweigen.

 

Marienkinder

Maria gab unserer Katharina noch einen anderen Auftrag, den sie ihrem Seelenführer übermitteln sollte. Sie tat es auch. Eines Tages sagte sie zum Missionspriester Herrn Aladel:

„Die seligste Jungfrau wünscht, dass Sie einen Verein gründen, dessen Leiter Sie sein sollen; nämlich einen Verein von Marienkindern. Die seligste Jungfrau wird denselben gar viele Gnaden erlangen und er wird reichlich mit Ablässen ausgezeichnet werden.“

Der Verein wurde am 2. Februar 1840 gegründet.

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